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VON ALFONS KRIEGLSTEINER LINZ (23.04.2001 und 28.04.2001, OÖN Textarchiv, Auszug)

Smart, dynamisch, eloquent und sachkundig muss sein, wer den "Physik-Oscar" gewinnen will. So wie Gernot Fattinger (26) aus Unterweißenbach: Er kam bei der Publikumsjury in der Kepler-Universität am besten an. Fattinger referierte über "Höchstfrequenz-Schwingungen" - und lag damit genau auf der richtigen Wellenlänge.

Die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Linzer Kepler-Uni lud vergangene Woche zur Verleihung der mit 30.000 Schilling dotierten Auszeichnung. Drei junge Wissenschafter präsentierten ihre von der Willhelm-Macke-Stiftung mit einem Stipendium bedachten Diplomarbeiten - Macke war Gründungsprofessor des Linzer Physikstudiums. Für den besten Vortrag gab's nach einer Publikumsabstimmung den "Oscar 2000".

Die Präsentationen sollten den anwesenden AHS- und HTL-Schülern Lust auf Physik machen. Verständlichkeit und pointierte Art der Darstellung waren gefragt, wenn man die Oscar-Trophäe einheimsen wollte - sieben Kupferringe, wie sie als Dichtungen für Ultrahochvakuumkammern Verwendung finden, platziert auf einem Edelstahlsockel mit gravierter Messingplatte, geschaffen am Institut für Atom- und Oberflächenphysik.

Gernot Fattinger (25), Spross einer Lehrerfamilie aus Unterweißenbach, hieß nach spannendem Jury-Entscheid der Glückliche. In seiner Diplomarbeit am Institut für Halbleiter- und Festkörperphysik behandelte er unter dem Titel "Höchstfrequenz-Schwingungen" Planung und Aufbau eines Gerätes zur Messung von Schwingungen an Resonatoren, die in der mobilen Kommunikation verwendet werden. Ob solche Bauelemente funktionieren, kann man testen, indem man ihr Schwingungsverhalten veranschaulicht.

Fattinger jobbt derzeit bei einem deutschen Elektronikkonzern in München, spezialisiert auf die Herstellung von Bauelementen für den Empfangsteil von Handys. Der besteht aus Antenne, Verstärker und Filter. Letzterer ist ein silberfarbenes Kästchen, das die eingehenden Frequenzen (= Schwingungen pro Sekunde) aus dem Wellenspektrum aussondert - Mobiltelefone registrieren Frequenzen um 900 Megahertz.

Der Filter besteht aus einem zwischen zwei Metallelektroden eingelagerten Kristallplättchen. Wird die Spannung zwischen den Elektroden an den Kristall geführt, beginnt seine gesamte Oberfläche zu vibrieren. In seiner Diplomarbeit ging es Fattinger nun um die exakte Darstellung dieses Verhaltens.

Das Plättchen ist 0,1 mal 0,1 Millimeter groß und vibriert mit Amplituden von bis zu ca. 10 Nanometer (ein Hunderttausendstel Millimeter). Die Vibrationen zu erfassen und sich davon ein Bild zu machen, ist eine heikle Aufgabe. "Ich richte einen Laserstrahl auf die Oberfläche, also eine elektromagnetische Welle, die dort reflektiert wird und zurückläuft", erklärte der "Oscar"-Preisträger. Schwingt die Oberfläche, dann überlagern sich hin- und rücklaufende Laserwelle. Die resultierende Welle hat eine bestimmte Stärke, die einer bestimmten Helligkeit des Lichts entspricht. "So habe ich eine Methode, die Dickenänderung des Kristalls in eine Änderung der Helligkeit des Laserstrahls umzusetzen", führte Fattinger aus.

Der Filter wird auf mehreren Motoren befestigt und unter dem Laserstrahl durchgefahren. So kann man die gesamte Oberfläche abrastern und das
Schwingungsverhalten jeder einzelnen Stelle veranschaulichen. Zehn Stunden dauert eine solche Messung eines Resonators - dann steht fest, ob er funktioniert oder nicht.

Die Publikumsjury kürte Fattingers mit hübschen Computeranimationen garnierten Vortrag mit klarem Vorsprung auf seine Konkurrenten Gerhard Neugschwandtner ("Intelligente Plastikwerkstoffe") und Bernhard Lehner ("Atome in Bewegung") zum Sieger.

Der Oscar-Preisträger entspannt sich von seinen geistigen Höchstfrequenz-Schwingungen am liebsten mit Sport (Snowboarden, Laufen, Squash).
Vor der Bekanntgabe der Entscheidung gab er sich zurückhaltend: "Ich hatte wenig Zeit zur Vorbereitung, und die Vorträge meiner Mitbewerber waren super." Umso größer sein Jubel: "Ich bin einfach begeistert! Ich wollte hier eine echte Show bieten für die Physik, und das ist mir gelungen."